

Rennbericht GORM 24 RACE
von Marcel Müller
Teambetreuer und Mechaniker Desert-Dogs Rallye TeamDas GORM 24h Stundenrennen war eine riesen Geschichte und als Test für Mensch und Maschine genau das Richtige.
Die elektronische Zeitnahme hat einwandfrei funktioniert, die Streckenposten haben einen super Job gemacht und das Bergefahrzeug war in Rekordzeit vor Ort um die liegen gebliebenen Fahrzeuge von der Strecke zu holen.
Nach mitternächtlicher Anreise, einigen Bierchen im Fahrerlager und wenig Schlaf hieß es Freitagmorgen um 9, auf geht’s zur Anmeldung und technischen Abnahme des Fahrzeuges.
Dieser Tag und die technische Abnahme hatte aber noch eine kleine Überraschung für uns bereit. Der Herr Veranstalter stellt nach einem Rundumblick fest, dass an unserem Fahrzeug etwas ganz wichtiges fehlte um durch die dunklen Stunden der Nacht zu kommen.
„Ihr braucht noch Zusatzscheinwerfer“, sagt er.
Für Mandy brach gleich die ganze Welt zusammen, „Können wir jetzt nicht starten?“ Fragte Sie ganz aufgelöst.
Robin und ich grinsten uns nur an und sagten: „Ach kein Problem wir haben doch noch 4 Stunden Zeit bis zum Ende der technischen Abnahme, dann müssen wir halt schnell welche organisieren und an bauen.“
Zum Glück waren wir ja nicht am Arsch der Welt sondern in Jänschwalde in Brandenburg an der Grenze zu Polen, da sollten doch irgendwo Zusatzscheinwerfer aufzutreiben sein. Nach einer kurzen Runde durch die umliegenden Dörfer stellten wir fest, dass diese kleinen Zusatzscheinwerfer wohl etwas mehr Zeit und Weg in Anspruch nehmen werden.
Alle Kfz-Werkstätten und Autoverwerter im näheren Umkreis konnten uns leider nicht helfen.
„Naja dann müssen wir eben mal nach Cottbus zu Stahlgruber fahren, die werden so etwas schon auf Lager haben“ sagte Robin.
Gesagt.....Getan. Stahlgruber konnte uns helfen und hatte ein Paar hochwertige Zusatzscheinwerfer mit E – Prüfzeichen auf Lager. Nach guten 2 Stunden waren wir endlich wieder im Fahrlager um Mandy die erfreuliche Nachricht zu überbringen, dass wir jetzt 100%ig starten und die Zusatzscheinwerfer schnellstens montieren werden.
Zwei Stunden später funktionierte alles und unser Can Am Maverick 100 Buggy konnte abgenommen werden.
Danach ging alles Ratz Fatz.
Fahrerbesprechung – Einführungsrunde – Prolog fahren und an den Start stellen. Robin wollte sich eigentlich nochmal eine Stunde aufs Ohr hauen um wenigstens mal ein bisschen vor zu schlafen. Aber dafür war keine Zeit mehr.
Das Adrenalin im Körper und die Vorfreude aufs GORM 24 Stundenrennen hätten ihn wohl möglich eh nicht schlafen lassen. 19 Uhr war es dann schon so weit, die Gegensprechanlage war getestet, die Helmvisiere waren geputzt, die neuen Zusatzscheinwerfer funktionierten und der Tank war rammelvoll. Jetzt gab’s kein Zurück mehr. Für Robin und Mandy hieß es nur noch Feuer frei und Vollgas ins Rennen.
Die ersten Runden liefen ganz gut und Robin konnte sich ganz langsam vom anfänglichen Platz 2 auf Platz 1 vor kämpfen.
Für mich war endlich mal Zeit zu duschen und eine kleine Runde durch’s Fahrerlager zu Drehen um meinen Lieblingsexarbeiteskollegen und Freund Michael Dunz (alias Michl) vom Team Madhead Racing zu besuchen. Michl und ich kennen uns noch von der Ausbildung im PS – Motorcenter – Amberg.
Nach einer guten 1,1/2 Stunde war ich dann in der Box bereit für die Nacht und für den ersten Boxenstopp, der Notstromer versorgte bereits alle Lampen mit Strom, die Spritkanister standen bereit zum Tanken. Alle Werkzeugkoffer waren aufgeklappt und das Scheibenputzmittel für die Visiere stand bereit.
Jetzt können sie langsam rein kommen, dachte ich mir!
Und schon ballerte Robin mit einem lauten Hupen am Camp vorbei. Das war unser Zeichen, er wird in der nächsten Runde rein kommen.
Jetzt war es soweit, das Adrenalin schoss mir in die Adern und das Gehirn ratterte, hoffentlich hat der jetzt nicht zu viel kaputt gemacht... hoffentlich hält das Fahrwerk noch... hoffentlich funktioniert der neue Kühler... hoffentlich muss ich nicht zu viel reparieren.
Und schon war es soweit. Von weitem verriet mir der Auspuff vom Buggy, jetzt kommen sie rein.
10 Sekunden später ging's los, Buggy abstellen - erst mal Tanken – Robin nebenbei fragen ob alles klar ist – Visiere putzen – Camelbak's nachfüllen – Räder, Rahmen und alle anfälligen Befestigungspunkte auf Festigkeit prüfen. Robin machte einen guten Eindruck und Mandy war auch voll gepumpt mit Adrenalin. Fahrwerksmäßig sah alles gut aus. Der Kühler war dicht und funktionierte.
Robin hat nix kaputt gemacht, super, dann kann's ja weiter gehen. Nach ca. 5 Minuten sprang die Höllenmaschine wieder an, Robin legte den Gang ein und schon ging's weiter mit dem Rallye fahren.
Puh.. der erste Boxenstopp war vollbracht. Ok, aber ich wusste, dass ich diesen Spaß nicht die ganzen, nächsten 24 Stunden, allein bewältigen möchte.
Zum Glück kam eine Stunde später meine Verstärkung: Micheal und Katharina. Die beiden sind sehr gute Freunde von uns waren eine super Unterstützung bei dem ganzen Rennen.
Nach kurzer Aufgabenverteilung sollte der nächste Boxenstopp ein Kinderspiel werden.
Michael kümmert sich jetzt ums Tanken. Katharina um die Verpflegung und um die Helmvisiere und ich schaute mir die technischen Sachen an.
Robin fuhr inzwischen weiter auf Platz 1 und verwaltete seinen Vorsprung. Sein Verfolger war gut heran gekommen, aber Robin gab alles.
Nach weiteren 3 Stunden hörten wir es wieder laut Hupen. Der Can Am Maverick mit Robin war im Anflug.
Jetzt ging's wieder los, Adrenalin schoss durch den Körper. Wir waren bestimmt aufgeregter als Robin und Mandy. Aber wir mussten uns beruhigen und versuchten einen klaren Kopf zu bewahren sonst geht noch irgendwas schief, dachte ich mir. Ich sagte nochmal den beiden auf was sie achten müssen und wer was zu tun hat. An dieser Stelle nochmal Sorry für den Befehlston Michael und Katharina, aber ihr wisst ja wie ich sein kann wenn ich aufgeregt bin.;-)
Ok, circa 7 Minuten später kam Robin und Mandy wieder rein, es war mittlerweile Dunkel, Michael und ich hatten Kopflampen auf und jeder machte was besprochen war. Robin sah gut aus und hatte nix zu meckern, außer das die Zusatzscheinwerfer weiter nach vorn gerichtet werden sollen. Das war natürlich kein Problem und war schnell erledigt. Michael tankte die Kiste voll und Robin lief eine Runde ums Buggy. Mandy sah irgendwie nicht gut aus. Sagte aber nix.
Naja, nach 5 Minuten ging's weiter. Zündung an, Gang rein und Feuer frei.
Katharina, Michael und ich feierten unseren ersten gemeinsamen Boxenstopp und alle waren gut drauf.
Robin war zwar auf einmal auf dem zweiten Platz aber wir wussten, das der führende auch gleich in die Box muss um zu tanken. Also kein Grund zur Panik.
Eine halbe Stunde später war es dann so weit, wir waren wieder auf dem ersten Platz.
Die anderen Teams bereiteten schon die ersten Fahrerwechsel vor und wir machten uns Sorgen um Robin, da er ja als alleiniger Fahrer dieses 24 Stundenrennen bestreitet.
Nach einigen Vorbereitungen für den nächsten Stopp war es dann schon wieder soweit. Robin hupte.
Eine Runde später kam er rein. Jeder machte wieder seinen Job. Mandy und sah ganz schlecht aus und war völlig fertig. Robin musste sie beruhigen und erklärte, dass sie keine Luft mehr bekommt. „Ich wird jetzt erst mal allein weitere fahren“ sagte er. „Alles klar kein Problem“ sagte ich, „Na dann los!“.
Robin stieg wieder ein und fuhr weiter.
„Was ist passiert“ fragte ich Mandy.
Völlig fertig und total aufgelöst sagte Sie:
„Mein Gurt hat sich gelockert und ich musste ihn immer wieder fest ziehen. Irgendwann konnte ich es nicht mehr halten und bin da drin Rum geflogen und immer wieder beim Bremsen in den 4. Punktgurt geflogen“ Ach du Scheiße, dachte ich mir. Na das kann weh tun. Kein Wunder das sie beim letzten Stopp so komisch aussah. Katharina kümmerte sich gleich um sie und gab ihr ein paar Schmerztabletten. Eine halbe Stunde später schlief Sie erst mal ne Runden im LKW. Katharina und Michael legten sich auch erstmal aufs Ohr.
Ich war mittlerweile wieder bei Michl ein Bierchen trinken als ich auf einmal Robin in die Box fahren sah. Ach du riesengroße Scheiße dachte ich mir. Was iss'n jetzt los, hat der was kaputt gemacht? Nach einem kurzen Sprint durchs Fahrerlager und einem Hechtsprung zum Notstromer sah ich Robin schon ganz aufgeregt durch's Camp springen. „Was ist den los?“, rief ich.
„Na hier, schau doch mal, hab einen platten Reifen, den müssen wir mal schnell wechseln!“ schrie er. „Sowas Komisches, wie hast du den das hinbekommen“ fragte ich ganz aufgeregt. „Keine Ahnung“ sagte er.
Naja, alles kein Problem nach 5 Minuten war ein neues Rad montiert und Robin konnte weiter fahren. Nach kurzer Chaosbeseitigung und Aufräumen ging ich wieder zu Michl. Ich wollte mich gerade hinsetzten als ich Robin schon wieder reinkommen sah.
Das gibt’s doch nicht, was ist den jetzt schon wieder, dachte ich mir. „Wieder einen Platten, aber ich weiß jetzt warum“, sagte er, „Da ist so eine Stelle im Wald, wo irgendwas ist, da muss ich jetzt drum herum fahren.“
„Ok, ja hoffentlich ist es auch das, wir haben dann keine Räder mehr“, sagte ich zu ihm während wir das neue Rad montierten. Mit den Worten „Ich weiß“ verabschiedete er sich wieder unter seinen Helm und gab Vollgas. So das war's natürlich erst mal mit dem ersten Platz. Unser Verfolger hatte eine Runde Vorsprung. Irgendwann nach vielleicht 2 Stunden waren wieder alle wach. Mandy sah wieder besser aus, Michael und Katharina kamen auch wieder aus dem Wohnwagen, ich berichtete von den letzten zwei Stunden.
Robin gab immer noch alles und kämpfte sich durch die Nacht. Er hatte den 1 Platz bereits wieder überholt und verwaltete seinen Vorsprung. Die nächsten beiden Boxenstopps waren unspektakulär. Alles lief wie am Schnürchen.
Mittlerweile wurde es wieder leicht hell und Mandy stieg wieder mit ins Buggy. Das war die Super Motivation für Robin, da er jetzt circa 5 Stunden allein durch die Nacht gefahren war und auch leicht müde wurde. Sein fahrerisches Können wurde davon jedoch nicht beeinflusst. Sehr souverän verwaltete er seinen ersten Platz bis in die Morgenstunden.
Nach dem Rennen erzählte er mir dass es für ihn das Größte war, als es langsam wieder hell wurde und er wusste, dass er die Nacht überstanden hatte.
Bei den Boxenstopps sah er zwar immer schlechter aus aber da musste er jetzt durch.
Völlig apathisch steuerte er bei den letzten 3 oder 4 Boxenstopps durchs Camp während wir den Can Am Maverick 100 Buggy betankten und wieder fit fürs Rennen machten. Robin kostete es jetzt immer mehr Überwindung wieder ins Buggy zusteigen. Natürlich völlig verständlich bei dem was er leistete.
So liefen die Dinge ihren Lauf...
Leider war ab Samstagmittag das Team RMX Racing mit den Fahrern Meier und Rosenlöcher mit einem Polaris XP 1000 Buggy schneller und gewann das GORM 24 Stundenrennen. Gratulation.
Robin mit seinem Can Am Maverick 100 wurde 2. Platz.
An dieser Stelle möchte ich jedoch, noch einmal meinen uneingeschränkten Respekt an meinen Freund / Teamchef und Rennfahrer Robin Schütze für diese sehr starke Leistung aussprechen.
Ein Rennfahrer der ganz allein das gesamte GORM 24 Stundenrennen in Rekordzeit fährt, sich ein Kopf- an Kopfrennen mit der Gesamtspitze des ganzen Fahrerfeldes leistet und noch viel wichtiger: 80% des gesamten Rennens der Gesamtführende war.
Leider wurde diese überragende Leistung vom Veranstalter übersehen, als es um die Vergabe des Pokals für die Klasse des Ironman ging. Aber naja das ist ein anderes Thema.
Ich bedanke mich hiermit nochmal bei Michael und Katharina für die super Unterstützung.
Im Namen von Desert-Dogs Team bedanke ich mich auch bei den Veranstaltern und der Orga für dieses super Wochenende. Wir freuen uns auf die nächsten Rennen.
Grüße aus Dresden
Marcel Müller
Mechaniker und Teambetreuer
Desert-Dogs Team (Team Schütze)
Startnummer 77
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